Original article

Ein Fall, über den Ludwig ­Binswanger nie berichtete

Aby Warburgs Jahre im ­Sanatorium Bellevue

DOI: https://doi.org/10.4414/sanp.2018.00536
Publication Date: 17.01.2018
Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother. 2018;169(01):9-18

Peter Theiss-Abendroth

Touro College Berlin, Germany

Summary

A case that Ludwig Binswanger never reported: Aby Warburg’s year in Bellevue Sanatorium

Aby Warburg, originator of iconology, suffered from a severe psychosis. Given up as incurably schizophrenic, he experienced an astonishing recovery. The turning point came about when he was in treatment at the Bellevue, a private mental hospital run by Ludwig Binswanger, famous for his Daseinsanalysis as a form of existentialist psychotherapy. This paper reconstructs the treatment and investigates its decisive features. It reveals Binswanger’s dialogical stance as an implicit psychotherapeutic method even before his own conceptualisation of it.

Key words: Aby Warburg; iconology; Ludwig Binswanger; Daseinsanalysis; Bellevue mental hospital; dialogical; implicit knowledge; relational turn; psychotherapy of psychosis; recovery

In dieser Untersuchung soll die Sicht von Ludwig Binswanger auf Warburgs Erkrankung sowie auch dessen Therapie nachvollzogen werden. Wie könnte die Skizze ­einer Fallgeschichte aussehen, die auch die Besonderheiten des Behandlers berücksichtigt?

Einleitung: eine ungeschriebene ­Kasuistik

Der Erfolgsgeschichte der randomisierten kontrollierten Studie zum Trotz besitzt die Kasuistik in der ­Methodologie der Psychotherapie weiterhin ihren Stellenwert, sei es zur Entwicklung konzeptioneller Neuerungen, sei es zur didaktischen Veranschaulichung des bereits Bekannten. In der Vergangenheit galt dies noch viel mehr, und für weite Abschnitte des 20. Jahrhunderts könnte man die Geschichte der Psychotherapie auch als die ihrer vielen grossen Fallberichte schreiben. Dünn gesät sind allerdings die Beschreibungen der Behandlungen ausserordentlicher Persönlichkeiten, und eine davon fehlt gewiss: die Kasuistik des ­Kulturwissenschaftlers Aby Warburg (1866–1929), des Begründers der modernen Bildwissenschaften.

Warburg litt 6 Jahre lang an einer schweren Psychose, von der er gegen alle anfänglichen Prognosen weitgehend gesundete. Seine Behandlung involvierte direkt oder indirekt die wichtigsten zeitgenössischen Nervenärzte, vor allem Ludwig Binswanger (1881–1966), in dessen Privatklink Bellevue in Kreuzlingen Warburg mehr als die Hälfte dieser Krankheitsphase verbrachte und die Wende zur Besserung erlebte. Binswanger seinerseits veröffentlichte eine Reihe wichtiger Kasuistiken und erwog offenbar auch, über Aby Warburg zu berichten. 1934 schrieb er an Max Warburg (1867–1946), den Bruder seines ehemaligen Patienten: «Ich hatte mich selbst schon bei früheren Gelegenheiten gefragt, ob es von biographischem Interesse wäre, wenn auch der Psychiater über die Krankheit Ihres Bruders einmal des Wort ergriffe, zumal sich bei Ihrem Bruder sehr interessante Übergänge von seinen wissenschaftlichen Ansichten zu einzelnen Wahnideen aufzeigen lassen. Ich sagte mir aber immer, dass es wohl noch zu früh sei (…)» [1, S. 74; zugleich 2, S. 21]1. Leider nahm er dieses Vorhaben nie in Angriff, ohne dass die Gründe für seine Zurückhaltung bekannt seien. Ernst Gombrich, der Autor der massgeblichen Lebensbeschreibung Warburgs, vermied es, die Krankheitsphase in seine Darstellung einzubeziehen, wofür er auch Kritik einstecken musste [4]. Inzwischen liegt jedoch eine gut dokumentierte Edition von Warburgs Behandlungs­unterlagen im Bellevue vor, die es ermöglicht, ein vollständigeres Bild zu bekommen und die persönlichen Motive, aus denen heraus er seine Kulturpsychologie entwickelte, wie auch seine individuelle Bewältigungsleistung dabei besser zu verstehen [5, 6]. Dies hat auch der modernen Biographik zu einer Vervollständigung und Synthese ihres Bildes von Warburg verholfen [7].

In dieser Untersuchung soll nun der Blick des psychodynamisch arbeitenden Psychotherapeuten auf Warburgs Erkrankung wie auch ihre Behandlung durch Ludwig Binswanger geworfen werden: Wie lassen sich die zugrundeliegenden bewussten und un- bzw. vor­bewussten Prozesse in Genese und therapeutischer Beziehung erfassen? Wurde Warburg trotz oder wegen dieser Behandlung wieder hergestellt?

Ludwig Binswanger, das Bellevue und die Daseinsanalyse

Ludwig Binswanger ist als Begründer der Daseinsanalyse bekannt, die – verkürzt ausgedrückt – der Psychoanalyse Freuds mit der Existenzphilosophie Heideg­gers ihren philosophischen Überbau geben wollte [8–11]. Sein Grossvater Ludwig Binswanger d. Ä. (1820–1880) hatte 1857 die private Heilanstalt Bellevue und damit zugleich eine Dynastie herausragender Nervenärzte begründet. Vater Robert Binswanger (1850–1910) leitete die Klinik, die sich zu einer führenden Einrichtung in Europa entwickeln sollte, bis zu seinem plötz­lichen Tod erfolgreich weiter, während der Onkel Otto Binswanger (1852–1929) als Ordinarius in Jena der ­psychiatrischen Universitätsklinik vorstand, im Alter nach Kreuzlingen zurückkehrte und Ludwig Binswanger unterstützte. Otto wie auch der Cousin Kurt Binswanger (1887–1981) spielten auch eine assistierende Rolle in der Behandlung Warburgs.2

Nach dem Staatsexamen ging der junge Ludwig ­Binswanger als Nachfolger Karl Abrahams (1877–1925) an die Züricher Universitätsklinik. Deren Chefarzt Eugen Bleuler (1857–1929) war es zu verdanken, dass sich das Burghölzli zur ersten psychiatrischen ­Klinik entwickelt hatte, die psychoanalytisches ­Gedankengut aufnahm und in Forschung wie Therapeutik umzusetzen versuchte. Binswanger promovierte bei seinem Oberarzt Carl Gustav Jung (1875–1961) zur Assoziationspsychologie, verbrachte noch ein Jahr bei seinem Onkel in Jena und kehrte 1908 an die väterliche Klinik zurück, deren Leitung er bald übernehmen musste. Schon 1907 hatte Jung ihn zu einem Besuch bei Sigmund Freud (1856–1939) nach Wien mitgenommen. Aus dieser Begegnung resultierte eine ­lebenslange Freundschaft, auch wenn er Freuds Hoffnungen, die Psychoanalyse «in die Anstaltspraxis einzuführen», nur bedingt erfüllen sollte [12, S. 70; 13, S. 26, 32, 34, 40f.]. Mindestens 28 stationäre psycho­analytische Behandlungen durch Ludwig Binswanger, teilweise über Jahre hinweg, sind dokumentiert [8, S. XIX]. Soweit sie inhaltlich aufgearbeitet wurden, scheint es sich dabei um eher hölzerne Anwendungen der Libidotheorie gehandelt zu haben [14]. Freud schickte ihm immer wieder Pa­tienten zur stationären Therapie. Bereits Bertha Pappenheim (1859–1936), die von Freud zwar nicht persönlich behandelt, aber mit seiner ersten grossen Fallgeschichte Anna O. unsterblich gemacht worden war, war 1882 nach der ­gescheiterten Kur durch Breuer ins Bellevue einge­wiesen und dort – ebenfalls vergeblich – von Robert Binswanger behandelt worden [15, S. 214].

Kennzeichnend für Ludwig Binswanger war seine intensive Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Philosophie, ohne dass er dabei seine Bindung an die Psychoanalyse aufgegeben hätte [9, 16]. Nach seiner Orientierung an Edmund Husserls (1859–1938) Phänomenologie wird vor allem Binswangers Rezeption von Martin Heideggers (1889–1976) Fundamentalontologie, wie dieser sie in seinem Hauptwerk «Sein und Zeit» im Jahr 1927 begründet hat, als richtungsweisend dar­gestellt [17]. Für Binswanger bedeutete dies die Ab­lehnung jedes reduktionistischen Ansatzes, sei es ein biologischer oder ein psychoanalytischer Reduktionismus, und die Forderung nach einem ganzheitlichen und dennoch wissenschaftlichen Erfassen des Geisteskranken [18, S. 16f.; 19, S. 97f.; 20]. Auf seiner radikalen Suche nach einem letzten Grund des einzelnen Menschen gelangte Binswanger zu Heideggers Begriff des In-der-Welt-Seins als eines transzendentalen Apriori, das sogar noch vor dem freudschen Unbewussten oder dessen infantilen Triebschicksalen liege. Die Aufgabe des Psychiaters liegt ihm zufolge in der Frei­legung und Deutung der individuell abweichenden ontologischen Struktur, des «Weltentwurfs», seines Patienten.3

Bemerkenswerterweise ging Binswanger jedoch auch über Heidegger deutlich hinaus: Indem er Elemente ­einer Philosophie des Dialogs integrierte, gewann er eine bis in die Gegenwart reichende Aktualität. Denn in der Auseinandersetzung mit Löwith (1897–1973) und vor allem mit Buber (1878–1965) und dessen Hauptwerk «Ich und Du» (1923) erschloss er die grundlegende ­soziale oder, in der Terminologie der Gegenwart, relationale Verfasstheit des Menschen. Buber betonte in ­seiner kurzen, nahezu aphoristischen Schrift4 die ursprüngliche und unmittelbar gegebene Bezogenheit des Menschen und die Subjektkonstitution am Gegenüber: «Im Anfang ist die Beziehung: als Kategorie des Wesens, als Bereitschaft, fassende Form. Seelenmodel; das Apriori der Beziehung; das eingeborene Du. (…) Der Mensch wird am Du zum Ich» [22, S. 27f; Kursivierung im Original]. Binswanger, der zu den von ihm rezipierten Denkern gerne persönlichen Kontakt aufnahm und sie zu sich ins Bellevue einlud, befreundete sich auch mit Buber, dem er 1936 schrieb: «Ich vermag nicht nur überall mit Ihnen zu gehen, sondern sehe in Ihnen auch einen Bundesgenossen nicht nur gegen Kirkegaard, sondern auch gegen Heidegger (…)» [23, S. 112f.]. In seinem philosophischen Hauptwerk «Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins» von 1942 unternahm Binswanger von allen dialogischen Denkern den nach Theunissen «wohl radikalsten Versuch einer Ontologie des Zwischen» [21, S. 439; 24]. Indem er den Seinsmodus der – durchaus erotisch aufgefassten – Liebe ins Zentrum seiner Bestimmung des Menschen stellte, füllte er eine Leerstelle in Heideggers Denken aus. In Binswangers Terminologie ist es die duale Wirheit als liebende Begegnung, auf deren Boden sich erst das Selbst entwickelt [25, S. 210]. Die Ungeschiedenheit ist also für ihn ontologisch das Primäre, und nur in ­einem Folgeschritt konstituieren sich die Subjekte bzw. «ein Ich und ein Du», wie Binswanger in buberscher Begrifflichkeit formulierte [26, S. 146]. Für die ­Geschichte der Tiefenpsychologie rückt ihn diese ­Haltung in die Nähe von Sandor Ferenczi (1873–1933) oder Harry Stack Sullivan (1892–1949) als Vorbereitern der relationalen Wende [20, 23].

Das Setting im Bellevue

Ludwig Binswanger d. Ä. war 1850 zum Direktor der staatlichen «Thurgauischen Irrenanstalt Münsterlingen» ernannt worden und rang dort um die Einführung progressiver Konzepte [26, S. 12f.]. Nachdem dort offenbar der erhoffte Erfolg ausblieb, gründete er sieben Jahre später die Privatklinik Bellevue als eine reformpsychiatrische Einrichtung für die gehobenen Stände mit zunächst 15 Betten. Das Vermeiden von Zwangsmassnahmen und dehumanisierender Methoden sowie die Integration der Patienten in das Familienleben der Ärzte besassen zentrale Bedeutung für das Selbstverständnis der Einrichtung. In seinem ersten Informationsblatt schrieb er: «Ausserdem steht der ­Zutritt zur Familie des Arztes den besseren Kranken ­jederzeit mit Liebe offen» [27, S. 263]. Auch wenn die ­Klinik wuchs und zu Zeiten von Robert Binswanger bereits 80 Patienten in mehreren Pavillons aufnehmen konnte, blieben die individuelle Behandlung und die Anwendung moderner Therapiemethoden kennzeichnend. Dies gilt besonders für die jeweils zeitgenös­sischen balneo-, milieu-, familien- und psychotherapeutischen Verfahren, während Ludwig Binswanger eingreifenden Massnahmen wie Hypnose, aber auch der Lobotomie und der Elektrokrampfbehandlung sehr distanziert gegenüberstand [8, S. XIII; 26, S. 19]. Diese Haltung machte die Klinik für ein internationales Publikum ­attraktiv, zu dem zu Ludwig Binswangers Zeiten auch Künstler wie der Tänzer Vaslav Nijinsky (1889–1950), der Schauspieler Gustaf Gründgens (1899–1963) oder der Maler Ernst-Ludwig Kirchner (1880–1938) zählten. Diesem ermöglichte Binswanger die Wiederaufnahme seiner kreativen Arbeit, beispielsweise indem er ihm ein Atelier in Aussicht stellte. Eine Gruppe von Holzschnitten Kirchners aus jener Zeit gibt Ärzte, Pfleger und Mitpatienten wieder [26, S. 20, 22, 157f.].

Konkret stand also für Patienten wie Aby Warburg in den frühen 20er-Jahren folgendes therapeutisches ­Arsenal zur Verfügung: die Psychoanalyse, eine unspezifische Pharmakotherapie, physikalische Massnahmen, eine intensive Milieutherapie mit Anschluss an die Familie Binswanger [5, 14]. Was die Psychoanalyse anging, so hatte Binswanger sein anfänglich grosses Vertrauen in ihre therapeutische Wirksamkeit im Laufe der Jahre verloren und gelernt, die Indikation hierfür enger zu stellen. 1954 schrieb er rückblickend an Manfred Bleuler: «(...) ich glaubte, man könne jeden Fall mit Psychoanalyse heilen, vorausgesetzt, dass man genügend Zeit für die Behandlung hätte. Ich brauchte fast zehn Jahre, um mich von diesem Irrtum zu befreien» (zit. nach [26], S. 17). Aus Binswangers Erfahrungen resultierte, dass er Warburg keine psychoanalytische Behandlung anbot. Die anderen erwähnten Behandlungsformen sollten jedoch bei seinem Patienten zur Anwendung kommen.

Der Fall Ellen West

Der bekannteste und am besten dokumentierte Fall Binswangers ist seine Behandlung einer Patientin, die unter dem Namen Ellen West in die Literatur einging und paradigmatische Bedeutung für die Daseinsanalyse besitzt. Sie verdient an dieser Stelle besonderes ­Interesse, weil sie kurz vor Warburgs Aufnahme stattfand und es sich zudem um eine entfernte Verwandte von ihm handelte [28, S. 73; vgl. 2, S. 12]. Binswanger ­berichtete über 20 Jahre nach der Behandlung im damaligen Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie ausführlich über den Fall und nutzte ihn zur Explikation seiner daseinsanalytischen Sichtweise. In der jüngeren Vergangenheit hat er intensive Diskussion ausgelöst [18; 26, S. 226f.; 29–31].

Als Ellen West am 14. 1. 1921 ins Bellevue aufgenommen wurde, hatte sie bereits eine ganze Reihe erfolgloser Therapieversuche hinter sich: einen Sanatoriumsaufenthalt sowie zwei gescheiterte ambulante Psychoanalysen. Emil Kraepelin (1856–1926) wurde konsiliarisch hinzugezogen, diagnostizierte eine Melancholie und empfahl eine stationäre psychiatrische Behandlung. Ellen West war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, war kinderlos verheiratet, lyrisch begabt, eine intro­spektive Tagebuchschreiberin und hatte bereits eine ganze Reihe von Suizidversuchen überlebt. Binswanger verordnete Ruhe und Sedativa, unternahm keinen psychotherapeutischen Behandlungsversuch und scheint mehr mit dem begleitenden Ehemann als mit seiner Patientin gesprochen zu haben. Stattdessen ­fokussierte er auf die diagnostische Klärung und ­gelangte zu dem Ergebnis, dass Ellen West erheblich schwerer als angenommen, nämlich im Sinne einer polymorphen Form der Schizophrenia simplex erkrankt sei. Als sie weiter an Gewicht verlor und die Suizidimpulse immer drängender wurden, sah er sich vor die Alternative einer Verlegung in den geschlossenen Bereich oder aber einer Entlassung gestellt. Er zog seinen ehemaligen Lehrer Eugen Bleuler aus Zürich sowie den Freiburger Ordinarius Alfred Hoche (1865–1943) konsiliarisch zu Rate. Nachdem die beiden seine negative Prognose und in Bleulers Fall auch die Diagnose ­einer Schizophrenie teilten, entliess Binswanger seine Patientin am 30. 3. 1921 in dem sicheren Wissen, dass sie sich nun suizidieren würde [28, S. 103f, 200]. Wenige Tage später nahm sie sich im Beisein ihres Mannes das Leben.

Mit dem heutigen begrifflichen Instrumentarium lässt sich mit grosser Sicherheit das Vorliegen einer schweren Anorexia nervosa vor dem Hintergrund einer Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus diagnostizieren [32]. Binswangers therapeutischer Nihilismus rief Kritik hervor, zumal er ihn retrospektiv nicht nur mit der vermeintlich infausten Prognose, sondern aus seinem daseinsanalytischen Theoretisieren heraus ­begründete: «Daseinsanalytisch betrachtet war der Selbstmord Ellen Wests sowohl ein ‹Akt der Willkür› als ein ‹notwendiges Ereignis›. Beide Aussagen gründen in der Tatsache, dass das Dasein im Falle Ellen Wests reif geworden war für seinen Tod, m.a.W., dass der Tod, ­dieser Tod, die notwendige Erfüllung des Lebenssinnes dieses Daseins war» [28, S. 133; Kursivierung im Ori­ginal]. Aus psychiatriehistorischer Sicht erscheint auch die Tatsache problematisch, dass Binswanger mit Alfred Hoche einen Vordenker des nationalsozialistischen Krankenmordes als Konsiliarius hinzugezogen hatte. Gemeinsam mit dem Juristen Binding (1841–1920) hatte dieser 1920, also im Jahr vor der Aufnahme Ellen Wests ins Sanatorium Bellevue, die Schrift «Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form» veröffentlicht, wo er von «Ballast­existenzen» und «geistig Toten» sprach [27, S. 170f.]. Man muss davon ausgehen, dass Binswanger diese Einstellung seines in räumlicher Nachbarschaft lehrenden Kollegen vertraut war.

Zusammenfassend muss man davon ausgehen, dass Binswanger hier einer negativen Übertragungs-Gegenübertragungsdynamik nicht Herr wurde und das Scheitern der Behandlung im Nachhinein daseinsanalytisch zu rechtfertigen suchte. Auch wenn viele Fall­geschichten, beispielsweise bei Freud, von gescheiterten Therapien sprechen, stellt Ellen Wests Suizid ein besonders dramatisches Ende dar. Auf der Suche nach Motiven für Binswangers Wahl dieser Patientin für die Darstellung haben verschiedene Autoren auf die ­Parallele zur Selbsttötung seines ältesten Sohnes und designierten Nachfolgers Robert im Alter von 20 Jahren verwiesen und eine Interpretation als Bewältigungsversuchs dieses Verlustes nahegelegt [33, S. 63; 34, S. 208].

Aby Warburg und seine Behandlung im Sanatorium Bellevue

Als Abraham Moritz Warburg, genannt Aby, am 16. 4. 1921, also weniger als zwei Wochen nach dem Suizid Ellen Wests, von der psychiatrischen Universitätsklinik Jena in Binswangers Sanatorium verlegt wurde, war er ein kaum über Fachkreise hinaus bekannter Kunsthistoriker mit einem unkonventionellen eigenen Ansatz, dessen persönlicher Charakter immer schon als schwierig gegolten und dessen psychotische Dekompensation zweieinhalb Jahre zuvor wohl nur wenige überrascht hatte [4-6; 7, hier auch weiterführende Literaturangaben; 35]. In den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs hatte er sich in seinem Haus in Hamburg von herannahenden Bolschewiken oder auch ­Antisemiten verfolgt gefühlt und eine Pistole ergriffen, um der Bedrohung zuvorzukommen, indem er sich und seiner Familie das Leben nähme. Er wurde zunächst unter einem akut psychotischen, stark fluktuierenden klinischen Bild in eine lokale Privatklinik ­aufgenommen, über ein halbes Jahr später jedoch weitgehend unverändert wieder nach Hause entlassen. Nachdem sich dies als untragbar für die Familie erwies, erfolgte eine Einweisung nach Jena, wo Hans Berger (1873–1941) in Nachfolge von Otto Binswanger der zuständige Ordinarius war. Berger, bekannt geworden durch die Erfindung des Elektroenzephalogramms, stellte Aby Warburg die Diagnose einer Dementia praecox bzw. schizophrenen Psychose und bat nach einigen Monaten wegen des nicht zu ertragenden Schreiens seines Patienten um Übernahme in Kreuzlingen.

Als Binswanger seinen neuen Patienten kennenlernte, sah er genau das von Berger angekündigte klinische Bild: einen immer wieder hochgradig agitierten ­Menschen, gequält von Wahnideen wie jener, seine ­An­gehörigen würden in den Nachbargebäuden gefangen gehalten, gefoltert, getötet, zerstückelt und ihm als Speise gereicht. Die ärztlichen und pflegerischen Aufzeichnungen berichten von einer hohen Gewaltbereitschaft ihres Schützlings, und bei einer Gelegenheit hätte Warburg beinahe eine Krankenschwester umgebracht. Gewissermassen spiegelbildlich zu den medizinischen Aufzeichnungen steht sein unveröffentlichtes Tagebuch dieser Zeit, das auf 7345 fieberhaft dahin­geschriebenen Seiten seinen Kampf gegen die innere Desintegration bezeugt [3, S. 410]. Nur ausgedehnte Zwangsrituale ermöglichten ihm einen Start in die Tagesroutine. Immer wieder setzte er zu den von ihm auch prämorbid bekannten Schimpftiraden an, jetzt besonders gerne gegen die «verfluchte Binswangerei», womit alle drei eingangs erwähnten Psychiater der ­Familie gemeint waren [5, S. 56]. Dann war er wieder freundlich und kooperativ, vor allem nachmittags, nahm am Tee der Familie Binswanger teil oder pflegte seine wissenschaftlichen Kontakte.

Visitengespräche, Sedativa, Bäder, Tagestrukturierung, Kontakt zu Familie und Freunden – aus diesen unspezifischen Elementen bestand Aby Warburgs Behandlung, vergleichbar mit jener Ellen Wests. Eine eigentliche Psychotherapie fand nicht statt, auch wenn Binswanger sich deutlich mehr mit diesem ­Pa­tienten auseinandersetzte als mit Ellen West. Seine Versuche, mit Warburg ein intellektuelles Gespräch anzuknüpfen, beantwortete dieser anfänglich mit herablassenden Kommentaren wie z.B. solchen: «Wie können Sie Ihre Handlungen mit Bildungsflitter bekleiden?» oder «Sie sprechen wie ein schlecht geordnetes medizi­nisches Lexikon, das Sie nicht verstanden haben!» [5, S. 37, 39]. Binswanger übernahm die von ­Berger gestellte Diagnose einer Schizophrenie und ­folgerte ­daraus eine pessimistische Prognose. Dies erschliesst sich besonders deutlich aus einem Briefwechsel ­zwischen Binswanger und Freud. Dieser fragte am 3. 11. 1921 an: «In ­Ihrer schönen Anstalt befindet sich gegenwärtig (…) ein Mann, an dem ich Anteil nehme, sowohl wegen seiner scharfsinnigen Arbeiten, als auch weil er der Vetter meiner intimsten Freundin5 (früher Patientin) ist, Prof. V. aus I…6. Darf ich bei Ihnen anfragen, was mit ihm ist und ob Sie ihm die Chance, wieder arbeits­fähig zu werden, zugestehen?» [12, S. 175]. Ausführlich antwortete Binswanger ihm am 8. 11. 1921: «Prof. V. zeigte schon in der Kindheit Angst- und Zwangserscheinungen, hatte schon in der Studienzeit ausgesprochen wahnhafte Einfälle, war niemals frei von Zwangsbefürchtungen, Zwangshandlungen etc., worunter auch seine ­literarische Produktivität stark litt. 1918 hat auf dieser ­Basis und wohl ausgelöst durch das Präsenium eine schwere Psychose eingesetzt, in der das bisher mehr neurotisch verarbeitete Material psychotisch zum Ausdruck kam. Daneben bestand eine hochgradige psychomotorische Erregung, die auch jetzt noch dauernd vorhanden ist, wenn sie auch starken Schwankungen unterliegt. Er ist bei uns auf der geschlossenen Abteilung, ist aber nachmittags so weit ruhig, dass er Besuche empfangen, zu uns zum Tee kommen, Ausflüge machen kann etc. Er ist jetzt auch noch sehr von seinen durchaus an der Grenze ­zwischen Zwang und Wahn stehenden Befürchtungen und Sicherungen derartig beherrscht, dass trotz völligen Intaktseins der formalen Logik kein Platz mehr vorhanden ist für Betätigung auf wissenschaftlichem ­Gebiet. Er interessiert sich wohl für alles, hat noch ein ausgezeichnetes Urteil über Menschen und Welt, sein ­Gedächtnis ist hervorragend; jedoch gelingt es immer nur für kurze Zeit, ihn an wissenschaftliche Themata zu fixieren. Ich glaube, dass im Laufe der Zeit die psycho­motorische Erregung weiter langsam abnehmen, glaube aber nicht, dass eine Wiederherstellung des Zustandes quo ante der akuten Psychose und eine Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Tätigkeit möglich sein wird» ([12], S. 175f.).

Mit diesem Pessimismus wollte sich die Familie Warburg auf Dauer jedoch nicht zufriedengeben. Sie griff auf eigene Initiative zum Instrument des externen Konsils und bat mit Kraepelin die höchste psychiatrische Autorität zur Zweitsichtung. Dieser untersuchte Warburg am 6. 2. 1923 in Kreuzlingen und kam über­raschenderweise zu einer anderen Einschätzung als seine Vorgänger. Kraepelin diagnostizierte das Vorliegen eines manisch-depressiven Mischzustandes und stellte daraus folgend eine durchaus günstige Prognose. Zwar litt Aby Warburg unter der verordneten Opiumkur. Doch psychologisch-psychiatrisch sehr gut informiert, war ihm die Tragweite dieses neuen Verständnisses seiner Erkrankung klar. In der Folge intensivierte er mit Hilfe seines privaten wissenschaftlichen Assistenten Fritz Saxl (1890–1948) seine Arbeiten und konzentrierte sich auf ein scheinbar ungewöhn­liches Thema: 1895/96 hatte er die sogenannten Pueblo-Indianer, weitgehend unkontaktierte indigene ­Ethnien, im Südwesten der USA besucht und dort verschiedenen rituellen Feierlichkeiten beigewohnt. Am meisten hatte ihn das «Schlangenritual» fasziniert, bei dem zur Herbeibeschwörung des überlebensnotwendigen Regens Stammesangehörige der Hopi sich auf dem Höhepunkt des Festes Giftschlangen in den Mund steckten und wieder fortwarfen [36, 37]. Ihn faszinierte die kulturpsychologische Frage der Symbolbildung an der Trennlinie von magischem zu rationalem Denken, wobei präziser von einem Übergangsbereich zwischen diesen beiden Denkformen zu sprechen ist. Dabei hob er auf die Analogie zwischen der gewundenen Schlange und dem geschlängelten Blitz am Himmel bei Gewitter ab. Wer das eine beherrsche, bestimme auch über das andere, so analysierte er die Kurzformel der Hopi. Am 21. 4. 1923 hielt er darüber vor der Kliniköffentlichkeit in weitgehend freier Rede einen gut einstündigen Diavortrag, der allgemein als der Wendepunkt hin zu seiner Genesung verstanden wird.

Dennoch erforderte es weitere anderthalb Jahre und auch eine zweite konsiliarische Stellungnahme Kraepelins, bis Warburg am 12. 8. 1924 wieder nach Hause in Hamburg entlassen werden konnte. Hier waren ihm noch 5 Jahre einer reifen Produktivität vergönnt, die seine Erfolge vor der Erkrankung weit überstiegen und seinen Namen in der Kulturwissenschaft begründeten. Auf ihn geht mit der Ikonologie als hermeneutischer Methode zugleich eine kulturhistorische Psychologie des menschlichen Ausdrucks zurück, die ihn teilweise in die Nähe psychoanalytischen Denkens führte und gerade wegen ihrer Unabgeschlossenheit und Offenheit in den letzten Jahren wachsende Beachtung fand. Aus seiner Kulturwissenschaftlichen Bibliothek ­Warburg KBW war während seiner Abwesenheit ein Forschungsinstitut erwachsen, das eng mit der neu­gegründeten Universität Hamburg kooperierte, wo er auch als Professor lehrte. Er korrespondierte mit ­ Thomas Mann und besuchte Einstein in dessen Ferienhaus an der Ostsee. All dies, sowohl die damals wohl bestmögliche psychiatrische Behandlung als auch die ­generös ausgestattete Bibliothek wie überhaupt sein grossbürgerlicher Lebensstil, waren nur möglich, weil seine Brüder anders als er in das väterliche Bank­geschäft eingestiegen waren, dort ihre Erfolge feierten und als grosszügige Mäzene enorme Finanzmittel zur Verfügung stellten. Sein in den USA lebender Bruder Paul Warburg (1868–1932) ging in die Lehrbücher der Wirtschaftsgeschichte als nahezu einziger Warner vor der eskalierenden Krisendynamik der späten 20er Jahre ein, die im Zusammenbruch zunächst der Börsen und anschliessend der Weltwirtschaft kulminieren sollte. Der 24. Oktober 1929 gilt in den USA als «Black Thursday», in Europa aufgrund der Zeitverschiebung erst der folgende Tag als «Schwarzer Freitag». Am Samstag, dem 26. Oktober 1929, verstarb Aby Warburg am plötzlichen Herztod; seine Kräfte zum Überleben von Krisen hatten sich erschöpft. Im Dezember 1933 rettete Fritz Saxl die Bibliothek mit 60 000 Bänden und nahezu genauso vielen Fotografien nach London, wo sie als Warburg Institute in die University of London integriert wurde.

Anamnestische Fragmente und ­psychodynamische Hypothesen

Aby Warburg war als erstes von sieben Kindern in eine vermögende Hamburger Bankiersfamilie geboren worden. Zum Vater, einem traditionellen Vertreter der jüdischen Orthodoxie, bestand offenbar ein angespanntes Verhältnis mit Konflikten bis über den Tod hinaus, zur ehrgeizigen Mutter ein enges, aber wohl ambivalentes [7, S. 14f.]. Die Beziehung zu seinem Kindermädchen, von Warburg im Rückblick als «protestantische Charitas» bezeichnet, erscheint hingegen als auffallend herzlich [38, S. 23]. Der intellektuell frühreife Junge erlebte zweimal in kurzem Abstand existenzielle Bedrohungen durch Typhuserkrankungen, erst im Alter von sechs Jahren am eigenen Leib und etwa zwei Jahre später, als die Mutter schwer betroffen war. Von seiner eigenen Typhuskrankheit erinnerte er in einem autobiographischen Fragment, entstanden in der Kreuzlinger Zeit und wahrscheinlich auf Anregung Binswangers verfasst, Halluzinationen und ein bleibendes Grauen: «Von dieser Zeit her habe ich die Bilder der Fieberphantasie mit einer Deutlichkeit behalten, die mir sie wie gestern eingeprägt vorkommen lassen (…). In dieser Zeit der Fieberphantasie hatte ich auch gespenstische Visionen von einem kleinen Wagen mit Pferden, der auf einer Fensterbank fuhr, ein Erinnerungsbild, wie ich später herausbekam, in einer Illustration eines Werkes von Balzac, das ich als ganz kleiner Junge immer wieder zu erhaschen suchte, ohne den Text zu verstehen. Aus dieser Zeit stammt die Furcht, die durch unproportioniert zusammenhangslose Bilderinnerungen oder Sinnesreize der Geruchs- und Gehörorgane hervorgerufen wurden, die Angst, die das Chaos hervorruft, der Versuch, intellektuell Ordnung in dieses Chaos zu bringen – ein Versuch, der ja als der tragische Kindheitsversuch des denkenden Menschen überhaupt bezeichnet werden kann – begangen also sehr früh und viel zu früh für meine nervöse Konstitution. (…) In der Vorschule hatte ich schon (…) ­Fieberängste im Wachen und ohne Temperatur. (…) Als (ein Klassenkamerad) starb, habe ich diesen kleinen ­Kollegen bis auf den heutigen Tag nicht vergessen können. Den plötzlichen Zugriff des Todes fühlte ich als ­grauenhaften Vorgang und als Folge einer Umwelt, als dämonische Macht (…)» [5, S. 101f.]. Diese ausdrucks­starken Worte zu seiner Ängstlichkeit und Reizoffenheit stehen weitgehend für sich; erklärungsbedürftig erscheint allerdings der Verweis auf den Band von ­Balzac. Dabei handelt es sich um dessen «Kleine Leiden des Ehestandes», eine dramatische und plastisch bebilderte Beschreibung der Ehe als Hölle auf Erden aus der Sicht des Mannes [39]. Man kann davon ausgehen, dass Warburg nicht nur die schreckenerregenden Illustra­tionen, sondern auch den Text zur Kenntnis nahm, ­zumal er im selben autobiographischen Text davon schrieb, dass er schon vor der Einschulung lesen lernte und intensiv alles las, was ihm in die Finger kam. Balzacs Studie enthält auch ein Kapitel, in dem der ­sechsjährige Sohn der zerstrittenen Eheleute in die Aus­einandersetzung der beiden hineingezogen wird. Während die Mutter ihn gegen den Vater zu instrumentalisieren versucht, will dieser den Sohn loswerden, indem er ihn in ein Internat sendet. Angesichts ­realer Konflikte zwischen Warburgs Eltern führt dies zur Hypothese, in seinen Fieberbildern drückten sich durchaus nachvollziehbare Befürchtungen vor dem Zerfall des eigenen Elternhauses aus. Zwei Jahre später drohte mit dem Tod der Mutter ein ähnliches Schreckensszenario. Krankheitsängste, insbesondere vor epidemischen Infektionserkrankungen, zogen sich durch Aby Warburgs gesamtes Leben.

Abys Mutter, den Enkeln als «nüchterne, humorlose Frau» in Erinnerung, trieb ihren begabten Lieblingssohn ehrgeizig voran und bewirkte, dass er in der Schule zweimal um ein halbes Jahr vorversetzt wurde, um die durch den Typhus verlorene Zeit wieder aufzuholen [35, S. 49]. Von 1876 ist ein Brief erhalten, in dem sie aus dem Urlaub die Hausaufgaben der zu Hause ­gebliebenen Kinder äusserst kritisch kontrolliert und Aby für die Verwendung teuren Schreibpapiers tadelt [4, S. 37f.]. Aby hielt diesem Druck nicht stand und wurde mit Einsetzen der Pubertät depressiv, gequält von der Vorstellung, an Tollwut sterben zu müssen. Erst nach längeren inneren Kämpfen vertraute er sich dem oben erwähnten Kindermädchen an, auf das die Mutter durchaus auch eifersüchtig gewesen sein soll. In der Folge leitete der Hausarzt der Familie eine Behandlung mit Bromiden ein und liess ihn in die darunterliegende Klassenstufe zurückversetzen. Als 13-jähriger befreite sich Aby von dem Anspruch, die väterliche Bank übernehmen zu müssen, und übertrug sein Erstgeborenenrecht auf den nächstältesten Bruder Max im Austausch für dessen Zusage, seinem Bruder Aby immer die Bücher zu kaufen, die dieser haben wolle – in offenkundiger Unterschätzung der Dimension der ­eingegangenen Verpflichtung, die sich im Laufe der Jahre auf die Finanzierung einer der umfangreichsten Privatbibliotheken Europas ausdehnen sollte.

Frühe Gefährdungen durch schwere Erkrankungen, hohe mütterliche Leistungsansprüche und schliesslich das vom Vater vertretene jüdische Regelwerk bestimmten als zentrale Faktoren das Aufwachsen von Aby Warburg. Heftig lehnte er sich gegen die Rigidität der Mitzwot auf. So protestierte er während des Studiums gegen die Speisegesetze der Kaschrut, wofür er psychisch den Preis zahlte, mit der überwertigen Idee ­ringen zu müssen, er besitze einen Januskopf [7, S. 45]. Väterliches Einlenken und der erneute Einsatz von Brom kurierten dieses sprechende Symptom. Dennoch distanzierte er sich immer mehr vom Judentum, darin seinen Brüdern ähnelnd, bis er sich schliesslich von der Religion seines Vaters lossagte und eine protestantische Christin heiratete. Beim Tod des Vaters weigerte er sich, der Tradition zu folgen und als Erstgeborener das Kaddisch aufzusagen. Der Pflicht zum Gelderwerb enthoben, lebte er mit seiner Familie teilweise in Hamburg, teilweise in Florenz, wo er seinen Forschungen zur Renaissance nachging. Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen wie auch von Kommentaren seiner Besucher wissen wir, dass er während des vierten Lebensjahrzehnts unter massiven Stimmungsschwankungen und Schreibhemmungen litt. Bei seinem langjährig ­behandelnden ambulanten Psychiater Heinrich Embden (1871–1941) stellte er sich mit der Selbstdiagnose «Neurasthenie» vor. Dieser beschreibt seinen Patienten als ängstlich-erregbar, zu hemmungslosen Zornes­aus­brüchen neigend, hypochondrisch, kränkbar, ego­zentrisch und pedantisch und scheint mehr mit der Ehefrau, einer begabten Künstlerin, sympathisiert zu haben, die nach seinem Eindruck ihr Leben völlig den Launen des Mannes unterordnete [5, S. 260f.]. Inwieweit der Suizid von Abys Schwester Olga im Jahr 1904 sich auf dessen Verfassung auswirkte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Kennzeichnend für Aby Warburg war offenbar eine ­instabile affektive Regulation mit überschiessenden ängstlichen und aggressiven Impulsen, narzisstischer Fragilität und einem anankastischen Kompensationsversuch. Kraepelins Diagnose einer – in modernen ­Termini – bipolaren affektiven Störung kommt auch heute noch hohe Plausibilität zu. In Anerkennung der biologischen Mitbedingtheit einer solchen psychotischen Beeinträchtigung lassen sich doch relevante psychodynamische Faktoren in der Genese wie auch als Auslöser erkennen, die als gemeinsames Charakteristikum auf eine deutlich ambivalente Besetzung der frühen Objekte hinweisen. So wirkt die positiv ­beschriebene Mutter zugleich auch kalt und intrusiv, wahrscheinlich überfordert von der in teilweise rascher Reihenfolge geborenen Kinderschar, auch nachvollziehbar frustriert von den beschränkten intellektuellen Entfaltungsmöglichkeiten für Frauen in ihrer Zeit und den eigenen Ehrgeiz den Söhnen auferlegend. Dem scheinbar gehassten Vater gilt Aby Warburgs heimliche Liebe und ein verdecktes Nacheifern, beispielsweise in der ritualisierten Zwanghaftigkeit. Die selbst im Heim aufgewachsene Kinderfrau wird als grenzenlos altruistisch und empathisch idealisiert und in einer christlichen Partnerin gesucht, trotz aller Selbstaufgabe der Ehefrau jedoch nicht gefunden, so dass eine Reihe von Geliebten, zuletzt seine wissenschaftliche Assistentin, notwendig werden. Einiges spricht dafür, dass der relativ judenfreundliche Kaiser Wilhelm II. als väterliche Schutzfigur phantasiert wurde und deren Funktion zur Neutra­lisierung von Ängsten mit der Auflösung monarchischer Strukturen wegfiel. Die vier Kriegsjahre wurden von Freunden Warburgs als eine Zeit wachsender Anspannung beschrieben mit zwanghaften Versuchen, durch eine ­intensive Sammlung von Zeitungsdokumenten die ­Bedrohung zu binden. Der Zusammenbruch des Kaiser­reichs fiel mit seinem psychischen ­Zusammenbruch in eins.

Ludwig Binswanger in der Kritik

Aus dem bisher Festgestellten wird deutlich, dass die Behandlung dieses Patienten für Ludwig Binswanger eine erhebliche Herausforderung darstellte, am Ende aber von grossen Erfolg gekrönt war. Binswangers Rolle selbst erscheint dabei aber nicht abschliessend geklärt und wurde schon zu dessen Lebzeiten einer Kritik unterzogen. So monierte Warburgs Schüler Carl Georg Heise (1890–1979) in seinen 1945 verfassten «Persönlichen Erinnerungen an Aby Warburg» Binswangers «allzu vorsichtig-abwartende Haltung als etwas altmodisch» und verwies auf neue Erkenntnisse auf psychotherapeutischem Gebiet [40, S. 61]. Wie sehr Binswanger dieser Vorwurf traf, geht aus seinen beiden Briefen an Aby Warburgs Neffen Eric(h) (1900–1990) hervor, der ihm Heises Band zugesandt hatte. In einem ersten, empörten Schreiben verteidigt Binswanger sich gegen den Vorwurf, keins der damals modernen Schockverfahren an Aby Warburg angewandt zu haben. Dieser Brief wurde nie abgesandt, blieb aber ­archiviert. Erst sechs Tage später schickte er einen zweiten, kürzeren und gefassteren an Eric Warburg. Hätte Binswanger Recht und bezöge sich Heises Kritik auf die Nicht-Anwendung der Schockverfahren, so wäre diese ahistorisch und unbegründet. Denn die Einführung der Cardiazolschocktherapie in die psychiatrische Behandlung datiert auf 1935, jene der Elektrokrampf­behandlung auf 1938 [27, S. 475f.], also deutlich nach Aby Warburgs Tod.

Doch damit ist Heises Vorwurf nicht abgetan. Denn eine genaue Lektüre der Texte offenbart, dass Binswanger ihn – möglicherweise sogar absichtlich – missverstand, als er sich gegen das Unterlassen biologischer Interventionen verteidigte. Heise hatte ja gerade auf das Fehlen eines psychotherapeutischen Ansatzes hingewiesen und damit in der Tat etwas Wichtiges ­angesprochen. Dabei fällt auf, gerade im Nebeneinanderlegen der Fälle Ellen West und Aby Warburg, dass Binswanger zweimal zu Unrecht eine Schizophrenie­diagnose stellte und daraus einen psychotherapeutischen Nihilismus rechtfertigte. Möglicherweise reflektierte dieser diagnostische Bias die Prägung durch seinen früheren psychiatrischen Lehrer Eugen Bleuler. Auf jeden Fall wirkte sich hier der Einfluss Sigmund Freuds negativ aus, der bekanntlich die Psychosen als narzisstische Neurosen bezeichnet und wegen einer angeblich fehlenden Übertragung auf den Therapeuten als einer psychoanalytischen Behandlung unzugänglich aufgegeben hatte. Nur wenige Psychoanalytiker wie etwa Paul Federn (1871–1950) in Wien wagten es damals, sich dem freudschen Diktum zu widersetzen und dennoch schizophrene Patienten in Behandlung zu nehmen [41]. Umso dramatischer war die Lage, wenn auch noch eine diagnostische Fehleinschätzung wie bei Ellen West oder Aby Warburg zugrunde lag. Dieser ist auch die Ignoranz gegenüber den erkenn­baren situativen Auslösern der Erkrankung Warburgs zuzuschreiben. Denn allzu offenkundig ging dessen Dekompensation mit der eskalierenden Lage im Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches einher. In den nahegelegenen Städten Kiel und Wilhelmshafen brachen in den letzten Oktobertagen des Jahres 1918 die sozialistisch motivierten Matrosenaufstände aus, so dass die Ängste des Hamburger Bankierssohns vor bolschewistischen und antisemitischen Übergriffen, wenn auch wahnhaft übersteigert, etwas durchausRealistisches jener Tage betraf. Stattdessen ein nicht näher erläutertes «Präsenium» als Auslöser zu setzen, wie aus dem Brief Binswangers an Freud bekannt, erscheint als ein biologistisches Ideologem eines Psychiaters, der sich doch selbst als Kritiker eines jeden naturalistischen Reduktionismus verstand.

Zum Abschluss: Was wirkte kurativ?

In den Kulturwissenschaften findet die bereits von Warburg vertretene Ansicht, er habe sich mittels seines Vortrags über das Schlangenritual der Hopi gewissermassen selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen, viel Anklang. Dabei wird unterschlagen, dass Binswanger ihn zuvor an eine intellektuelle Tätigkeit heranzuführen versucht hatte, wie er dies im Umgang mit Künstlern und Intellektuellen häufig tat, und ­damit gescheitert war. Auch fällt Warburgs offenbar noch recht ungeordneter Auftritt an jenem Abend ­damit unter den Tisch [5, S. 79]7. So tritt aus fachlicher Perspektive im ersten Schritt die Bedeutung Kraepelins und dessen Korrektur der Vordiagnose als Agens der Wende zum Besseren hervor. Immer besser verstehen wir die Rolle von Erwartungen des Patienten als Prädiktoren für den Behandlungserfolg [42], und rückblickend erscheint es, als ob in vielen ­Fällen die negativen Erwartungen der Behandler sich im Sinne selbsterfüllender Prophezeiungen einlösten und ungesicherte Annahmen scheinbar unterstützten. Erst mit der autoritativen Unterstützung durch eine günstige Prognose konnte Aby Warburg das Vertrauen in seine eigenen mentalen Operationen ­zurückgewinnen.

Und doch muss trotz des Ausbleibens einer psychotherapeutischen Intervention in der Beziehung zwischen Warburg und Binswanger etwas gelegen haben, was kurative Wirkung entfaltete. Davon spricht der ausserordentlich freundliche, gegen Ende sogar freundschaftliche Ton des Briefwechsels, den die beiden nach der Entlassung führten und der erst durch Warburgs Tod zum Erliegen kam [5, S. 125f.]. Sie verabredeten sich zu direkten Begegnungen, und Warburg sandte immer wieder Geschenke an Binswanger, dessen Familie und seine ehemalige private Krankenschwester. Zu den persönlichsten Bemerkungen zählen seine Erkundigungen nach dem jüngsten, während seines Aufenthaltes in Kreuzlingen geborenen Sohn Dieter Binswanger, dessen Foto auf seinem Schreibtisch stand. Dies führt zu der Annahme, dass Warburg sich in seinen ­regressiven Zuständen mit dem Säugling identifizierte und das Paar Binswanger als Elternpaar phantasierte. Schon Paul Federn hatte zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Psychosekranke aus einer Klinik bei sich zu Hause aufgenommen und mit Unterstützung seiner Frau erfolgreich behandelt [41, S. 112]. Hilfreich war ­natürlich auch die Kooperation der Familie Warburg, die offenbar grosses Vertrauen in den Arzt setzte und später ein Gefühl tiefer Dankbarkeit ihm gegenüber zum Ausdruck brachte. So versah Max Warburg die Nachrufe auf seinen Bruder Aby mit der Widmung «Für Herrn Dr. Ludwig Binswanger, den Retter in schweren Zeiten und guten, verständnisvollen Freund und seiner lieben Frau» [43, S. 282, Fussnote 8]. Absurd erscheint die im gegenwärtigen Diskurs vertretene ­Position, «eine zwischenmenschliche Kommunikation» zwischen Arzt und Patient habe sich erst nach Warburgs Genesung entwickelt [43, S. 284].

Allerdings verfügen wir nur über indirekte Quellen, die uns nähere Auskunft über diese Beziehung geben können – zu nüchtern ist der Krankenbericht der Klinik. Offenkundig musste Ludwig Binswanger anfänglich eine erhebliche, gegen ihn gerichtete Aggression aushalten; die Hypothese einer negativen Vaterübertragung Warburgs erscheint hier plausibel [1, S. 86]. Die gemeinsame Bekanntschaft mit dem Philosophen Ernst Cassirer (1874–1945), der ins Bellevue zu Besuch kam, und das geteilte Interesse für dessen Arbeiten zur Beziehung zwischen Symbolik und mythischem Denken haben wohl in der Tat als vermittelndes Drittes die Kluft zwischen Binswanger und Warburg zu über­brücken geholfen [1, S. 87]. Generell schlugen die sich überschneidenden Interessensfelder eine Brücke zwischen den beiden, und der Austausch gewann die Dimension eines auf Ebenbürtigkeit beruhenden intellektuellen Dialogs. Dem französischen Philosophen Didi-Huberman verdanken wir die treffende Formel: «Während Warburg den Symptomcharakter der Kunststile aufzeigte, begann Binswanger den Stilcharakter der psychischen Symptome aufzuzeigen» [3, S. 425; Kursivierung im Original].

Dennoch beschreiben diese Sachverhalte nur etwas Äusseres und lassen die Frage nach der Beziehungsqualität zwischen den beiden offen. Hier soll die These aufgestellt werden, dass die dialogische Haltung Binswangers den entscheidenden Faktor darstellte, auch wenn seine Kenntnisnahme von Bubers Schrift wahrscheinlich erst nach Warburgs Entlassung erfolgte, die theoretische Erarbeitung einer eigenen dialogischen Position gar erst über ein Jahrzehnt später. Doch Max Herzog trifft mit seiner Analyse von Binswangers Therapeutik ins Schwarze, wenn er dessen Betonung eines «lebendige(n) Kontakt(s) mit den Kranken» hervorhebt und feststellt: «Der Therapeut Binswanger wendete viel früher als der Theoretiker Binswanger dialogisches Denken an» [26, S. 4; Kursivierung im Original]. Das vom Grossvater begründete reformpsychiatrische Ethos, die Integration der Patienten in das binswangersche Familienleben und natürlich auch deren sozialer Status haben bei Ludwig Binswanger offenbar eine Haltung entstehen lassen, aus der heraus er zu einer dialogischen Haltung gegenüber seinen Patienten früher befähigt war, als er diese konzeptualisieren konnte. Gewissermassen hinter seinem Rücken besass oder entwickelte er bereits in den frühen 20er-Jahren eine psychotherapeutische Kompetenz, die er Jahre später als einer der ersten als solche in ihrer Bedeutung erfassen sollte. Bemerkenswert ist bei ihm beispielsweise, im Kontrast zu Sandor Ferenczi, die theoriegeleitete und nicht etwa erfahrungswissenschaftliche Hervorbringung dieser relevanten Neuerung. In Weiter­entwicklung dieser intersubjektiven Ansätze haben moderne Untersuchungen die Wichtigkeit eines impliziten oder prozeduralen Beziehungswissens für den Erfolg therapeutischer Prozesse aufweisen können [44]. Neben dem Übertragungs-Gegenübertragungs­geschehen entsteht eine «gemeinsame implizite Be­ziehung», die gerade in der Behandlung archaischer, nicht-symbolisierungsfähiger Ich-Zustände, an deren Vorliegen bei Warburg kein Zweifel bestehen kann, zum Tragen kommt [45]. Im Ermöglichen einer solchen Beziehung lag Binswangers Stärke.

Offenbar gelang es ihm jedoch nie, den Fall Aby ­Warburg innerlich zu ordnen und dem eingangs an­gedeuteten Vorhaben einer Publikation nachzukommen. Möglicherweise hinderten ihn daran die Kritik Heises und die aus Binswangers widersprüchlicher Antwort ableitbaren Selbstzweifel, welche durch die Fehldiagnose und deren oben geschilderten Konsequenzen ­verstärkt worden sein mögen. Dem Therapeuten der ­Gegenwart kann der Fall Aby Warburg als ­Beispiel für die Relevanz impliziten, theoretisch (noch) nicht ­konzeptualisierbaren Wissens von Krankheitszusammenhängen und Genesungsmöglichkeiten dienen.

1 Didi-Hubermann [3, S. 517] erwähnt einen Brief sehr ähnlichen Inhalts, den Binswanger an den Sohn Aby Warburgs geschrieben habe, ohne seine Quelle zu nennen. Möglicherweise verwechselt er den Bruder Max M. mit dem Sohn Max A. Warburg (1902–1974).

2 Es wird spekuliert, Warburg habe Otto Binswanger vor allem deswegen abgelehnt, weil dieser Friedrich Nietzsche (1844–1900) erfolglos in Jena behandelt hatte und Warburg fürchtete, das Schicksal dieses Philosophen zu teilen.

3 Die weiblichen Formen («Psychiaterin», «Patientin» etc.) seien stets ­mitgedacht.

4 Theunissen kommentiert grimmig: «In Bubers Schrift ‹Ich und Du› ­verbirgt sich unter dem abstoßenden Gewand der pseudopoetischen Sprache wenigstens noch eine implizite Ontologie (…)» [21, S. 497]..

5 Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Helene Schiff. Die Schiffs waren wohlhabende Wiener Bankiers. Gerüchteweise hatte Freud mit ihr ein ­Verhältnis ([35], S. 328).

6 Die übliche «Verschlüsselungstechnik» Freuds bestand darin, die Anfangsbuchstaben der Vor- und Nachnamen der Patienten um eine Stelle im Alphabet zurück zu rücken, hier ergänzt um das Voranrücken des Anfangsbuchstabens des Herkunftsortes.

7 Didi-Huberman merkt an: «Die Kommentatoren täuschen sich, wenn sie optimistisch behaupten, dieser Vortrag habe ‹bewiesen, daß sein Autor gesunden Geistes› oder daß er an diesem Tag dank des Zauberstabes einer intellektuellen ‹Sublimierung› wieder ganz bei Verstand gewesen sei.» ([3], S. 402)

Funding / potential competing interests

No financial support and no other potential conflict of interest ­relevant to this article was reported.

Correspondence

Prof. Dr. med.
Peter Theiss-Abendroth
Touro College Berlin
Campus Am Rupenhorn
Am Rupenhorn 5
DE-14055 Berlin
theiss-abendroth[at]gmx.net

References

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