Book review

Susanne Kunz Mehlstaub, Christian Stadler: Psychodrama-Therapie

DOI: https://doi.org/10.4414/sanp.2019.00615
Publication Date: 15.02.2019
Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother. 2019;170:w00615

Bindernagel Daniel

Stuttgart: Kohlhammer; 2018.

1. Auflage.

217 Seiten, 20 Abb.

Preis EUR 29,00.

ISBN: 978-3-17-028723-5.

Die Stärke dieses Buches (Abb. 1) liegt – wie es der ­Titel der Reihe «Psychotherapie kompakt» verspricht – in der Tat in der kompakten ­Darstellung eines komplexen psychotherapeutischen Verfahrens. Dicht, schnörkellos und transparent zeigen die Autoren Susanne Kunz Mehlstaub, Psychiaterin und Psychotherapeutin, und Christian Stadler, Psycho­logischer Psychotherapeut, im ersten Kapitel die Wurzeln des Ansatzes auf. Dem Leser ­erschliessen sich kulturhistorische und biographische Bezüge einer der grossen «Gründerpersönlichkeiten» des 20. Jahrhunderts, ­Jakob Levi Moreno. Er ist der eigentliche ­Begründer der Gruppenpsychotherapie und hat neben dem Individuum der Gruppe einen gebührenden Platz bei therapeutischen Bemühungen eingeräumt. Begriffe wie Krea­tivität, Spontanität, Aktion, Begegnung und szenisches Verstehen haben durch ihn überhaupt erst eine relevante Bedeutung im the­ra­peutischen Kontext erhalten. Bei manchen modernen Verfahren wie Ego-State oder ­Aufstellungen, um nur zwei Beispiele zu ­nennen, wird häufig vergessen, dass diese Vorgehensweisen bereits vor 80 Jahren von Moreno ­entwickelt wurden. Es folgen weitere elf Kapitel. Zunächst wird eine Einordnung ­gegenüber anderen Verfahren, dann eine ­theoretische Verortung vorgenommen. Kernelemente von psychodramatischer Diagnostik und psychodramatischer Therapie werden beschrieben und anhand von Fall­beispielen veranschaulicht. Das zugrundeliegende ­Störungsmodell und die Hauptanwendungs­gebiete werden störungsspezifisch ausgeführt. Im Kapitel über Settings fasst der er­fahrene Kinderpsychotherapeut Alfons ­Aichinger als beitragender Autor die Methode in der Anwendung mit Kindern und deren ­Eltern zusammen. Im Kapitel über wissenschaftliche und klinische Evidenz tragen Kunz Mehlstaub und Stadler Studiener­gebnisse zum Verfahren zusammen. Dabei ­können sie aufzeigen, dass die Wirksamkeit der Psychodrama-Therapie mittlerweile in einigen randomisiert kontrollierten Studien und zahlreichen naturalistischen Studien nach­gewiesen wurde und teilweise höhere Effektstärken aufweist als andere humanistische Psychotherapieverfahren. In den letzten beiden Kapiteln erfolgen Hinweise zu institu­tionellen Verankerungen und Ausbildungen. Den Autoren ist es gelungen, das Verfahren der Psychodrama-Therapie kompakt, ansprechend und verständlich darzustellen. Zu ­hoffen ist, dass dieses Buch viele psycho­therapeutisch tätige Leserinnen und Leser findet und der – zumindest in der Schweiz ­bezüglich seiner Ver­breitung eher randständigen – Methode zu mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung verhilft.

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Abbildung 1
Buchcover.

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