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Replik zum Leserbrief «Quelques commentaires relatifs à l’interview du Prof. em. Dr. med. et h.c. Luc Ciompi / Kommentare zum Interview mit Prof. em. Dr. med. et h.c. Luc Ciompi»

DOI: https://doi.org/10.4414/sanp.2020.03166
Publication Date: 14.12.2020
Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother. 2020;171:w03166

Ciompi Luc

Den Leserbrief der geschätzten Lausanner Kollegen Prof. Philippe Conus und Prof. Friedrich Stiefel zu meinem Interview mit Dr. Karl Studer über die Zukunft der Schweizer Psychiatrie habe ich mit Interesse und – vielleicht paradoxerweise, denn er ist z.T. ja recht kritisch ‒ auch mit Freude zur Kenntnis genmmen. Sehr gefreut hat mich nämlich, dass einige meiner Befürchtungen zu der Schweizer Psychiatrie offenbar nicht berechtigt sind, zumindest was die aktuelle (und m.E. nach wie vor vorbildliche) Lausanner Universitätspsychiatrie anbetrifft. Erfreulich ist für mich ebenfalls die Zustimmung der Lausanner Kollegen zu meiner Beurteilung der immer noch ungenügenden administrativen Schwerpunktbildung im ambulanten Sektor sowie der überhandnehmenden Dominanz eines patientenfernen Managertums. Meinerseits möchte ich ihnen sehr zustimmen in Bezug auf ihre Kritik am Fehlen einer nationalen Psychiatriepolitik und einer gewissen Regulation der privaten Psychiaterdichte. Und sehr einig sind wir uns offenbar auch in Bezug auf eine wünschbare bessere Integration der drei «Pfeiler» des Psychodynamischen, Sozialen und Biologischen in der künftigen Schweizer Psychiatrie .

Dennoch muss ich aufgrund der mir verfügbaren Informationen daran festhalten, dass gewisse meiner Bemerkungen, die von Conus und Stiefel kritisiert wurden, für manche psychiatrischen Institutionen in der Schweiz (und vielleicht, wie die Autoren anzudeuten scheinen, tatsächlich eher in der Deutschschweiz) leider doch zutreffen, so insbesondere auch die ungenügenden Sprachkenntisse von gewissen ausländischen Kollegen, die ‒ speziell auch in ländlichen Institutionen ‒ den krassen Mangel an jungen Schweizer Psychiatern ausfüllen müssen. (Dass damit überhaupt nichts gegen ausländische Kollegen an sich gesagt sein soll, versteht sich von selbst.)

Im Übrigen habe ich zu Beginn unseres Interviews ja mit Bedacht betont, dass meine Sicht der Dinge nur fragmentarisch sein kann, da ich seit 26 Jahren pensioniert bin und meine Informationen zur aktuellen Psychiatrie nur noch aus sporadischen Kontakten anlässlich von Vorträgen oder Supervisionen (und gelegentlich auch noch aus Direktkontakten mit Patienten und ihren Angehörigen) beziehe. Wenn mein ‒ nur sehr teilweise (!) ‒ negatives Bild der Schweizer Psychiatrie und ihrer Zukunft auf dieser schmalen Basis zum Teil falsch ist, dann: umso besser!

Correspondence

Prof. em. Dr. med. et h.c. Luc Ciompi, route de la Cita 6., CH-1092 Belmont-sur-Lausanne, cioluci[at]sunrise.ch

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