Editorial
Vielfältiges zum Jahreswechsel
Mit dem Ende diesen Jahres kündigt sich ein Wechsel bei SANP an. Unser langjähriger Chefredaktor Prof. em. Joachim Küchenhoff tritt als Mitglied in der SANP-Redaktion zurück. Seine starke und integre Persönlichkeit hat sich in diesen Jahren sowohl in seinen eigenen Publikationen als auch in der Entwicklung der Zeitschrift während seiner Führung niedergeschlagen. Aufbauend auf einer bereits bestehenden Tradition war es ihm ein Anliegen, der gesamten Bandbreite der Psychiatrie und der Neurologie ein Sprachrohr zu bieten, hierbei aber stets darauf bedacht, aus der Reichhaltigkeit unserer Disziplinen das verbindende, identitätsstiftende herausarbeiten zu lassen. Unabhängig davon, ob es sich um Arbeiten aus der Tiefenpsychologie oder der Grundlagenforschung handelte, Joachim Küchenhoffs Ansprüche an intellektuelle Redlichkeit und Unabhängigkeit blieben unverhandelbar.
Was Joachim Küchenhoff in seinem Antrittseditorial 2008 hervorhob1, lässt sich genau so für die vergangenen 13 Jahre seiner Amtszeit verzeichnen: Es werden Artikel unterschiedlichster Lehrsätze publiziert, solange sie einem qualitativ hohen Anspruch genügen und sich in «der gemeinsamen Sorge um das Wohl des psychisch kranken Menschen treffen». Gerade im pluralistischen Konzept der SANP mit seiner breiten thematischen Vielfalt ist Joachim Küchenhoff bestrebt gewesen, die verschiedenen Grundsätze zu integrieren, ohne sie unscharf werden zu lassen. Mit dem soliden Fundament einer «die Krankheitsentstehung und -entwicklung verstehenden Psychopathologie» hat er auf die «Zukunftsfähigkeit der Psychiatrie» abgezielt und damit nicht zuletzt das Nachwuchsproblem angesprochen. SANP sollte als damaliges Organ der SGPP der Ort sein, an dem die Psychiatrie ihren Zusammenhalt findet. Durch den Weggang von Prof. Küchenhoff verliert die Redaktion ein inhaltlich prägendes, konzeptuell bestimmendes und menschlich bereicherndes Mitglied.
Im Jubiliäumsjahr 2017, nach hundert Jahren seiner Gründung und als offizielles Organ der beiden Fachgesellschaften für Neurologie und für Psychiatrie wurde dann SANP zu einer reinen Verlagszeitschrift. Ein Wechsel, der dank des Engagements einer höchst motivierten Redaktion möglich war und mit gehöriger Umsicht und ausserordentlichem Sachverstand von Verlagsseite durch Frau Dr. Natalie Marty umgesetzt wurde. Auch von ihr gilt es sich zu verabschieden. Wir bedauern sehr, auf die Mitwirkung dieser profunden Expertin des wissenschaftlichen Publizierens in Zukunft verzichten zu müssen. Mit ihr verliert die Redaktion zwar eine nur schwer zu ersetzende Kompetenz, die Redaktionsmitglieder jedoch nicht die wegen ihrer sanften, geduldigen und grosszügigen Art geschätzte Freundin.
Publizistisch schliessen wir dieses Jahr ab mit einem breiten thematischen Spektrum: Capecchi und Imbach zeigen übersichtsartig auf, dass Differenzialdiagnosen zwischen nächtlichen epileptischen und nicht-epileptischen Episoden einen Einblick in neue Techniken bieten kann, Epilepsie zu behandeln, indem die Schlafarchitektur abgestimmt wird. Ein weiterer Übersichtsartikel eruiert den Nutzen von Aripiprazol-Depot, gemessen an der Lebensqualität und Funktionalität von Schizophrenen. Janetschek et al. zeigen in ihrer Studie im Zusammenhang mit Anorexia nervosa auf, dass die Menschen, die an dieser Störung leiden, über eine spezifische emotionale Funktionsweise verfügen und deshalb mulitmodale Behandlungsansätze erforderlich sind.
Es finden sich in diesem Heft zwei Fallberichte: ein neurologischer, in dem das gemeinsame Auftreten eines neuromukokutanen Syndroms und einer Autoimmunstörung beschrieben wird. Neu daran ist die Kombination der beiden Störungen. Der zweite, forensisch-psychiatrische Bericht beschreibt eine Diagnose, die – wäre sie Jahre früher gestellt worden – dem Betroffenen Leid hätte ersparen können, die aber immerhin entscheidend war für seine Kriminalprognose.
Im Interview von Dr. Karl Studer mit Dr.s Katja Hämmerli Keller und Dagmar Schmid von der Klinik für Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie am Kantonsspital St. Gallen, wird aufgezeigt, wie sich diese wichtige Querschnittsdisziplin umsetzen lässt. Prof. Andreas Steck verweist in seinen Ausführungen über die international ausgestellte Art brut-Künstlerin Aloïse Corbaz auf eine gegenwärtig laufende Ausstellung im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne. Wie immer finden Sie am Ende der Ausgabe Buchbesprechungen und offizielle Mitteilungen.




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